Aber der Reihe nach: Ohne den öffentlichen Nahverkehr mit Bus, Bahn und On-Demand-Verkehr lassen sich nationale und internationale Klimaziele kaum erreichen. Auch das Vereinigte Königreich muss die verbleibenden Emissionen aus dem Inlandsverkehr bis 2030 um etwa 34-45 Prozent und bis 2035 um 65-76 Prozent senken. Das Net Zero-Ziel* des Landes und eine erfolgreiche Verkehrswende treten aber nur dann ein, wenn sich das Mobilitätsverhalten der Menschen nachhaltig weg vom Individualverkehr und hin zum Umweltverbund aus ÖPNV, Fahrrad und Zu-Fuß-Gehen entwickelt.
“We must make public transport, cycling and walking the natural first choice for all who can take it.”
The Rt Hon Grant Shapps MP, Secretary of State for Transport
Anhand unserer Analysen konnten wir ermitteln, dass über 90 Prozent der Bevölkerung in städtischen Gebieten einen Zugang zu Bus, Zug oder U-Bahn haben. In ländlichen Regionen von England über Wales nach Schottland nimmt dieser Anteil deutlich ab. Hier haben teilweise nur 60 Prozent der Bevölkerung eine Haltestelle in ihrer unmittelbaren Umgebung. Noch gravierender wird der Unterschied, wenn wir uns anschauen, wie häufig ein Haltepunkt im Laufe des Tages angefahren wird. Nur weil eine Haltestelle zur Verfügung steht und damit der Zugang zum ÖPNV vorhanden ist, heißt es nicht, dass dieser Haltepunkt ausreichend bedient wird. Die Qualität des öffentlichen Verkehrs ist aber entscheidend dafür, dass Menschen vom bequemen und allzeit zur Verfügung stehenden Privatauto auf den örtlichen Bus oder die Regionalbahn umsteigen.
Um wenigstens eine kleine Änderung im Mobilitätsverhalten zu erzielen, müsste den Bürgerinnen und Bürgern mindestens alle 30 Minuten zwischen 6 Uhr morgens und 9 Uhr abends eine Bus- oder Bahnverbindung zur Verfügung stehen. Laut unseren Berechnungen ist das in ländlichen Gebieten in England zu 19 Prozent der Fall und in Wales zu immerhin 17 Prozent. Das Schlusslicht bildet Schottland mit 15 Prozent. Attraktiver und damit Emissionen einsparender ÖPNV sieht anders aus.
… mit bedarfsbasierten und effizienten Angeboten …
Aber wie können Städte, Gemeinden und Kommunen diese weißen Flecken auf der Landkarte durch neue Mobilitätsangebote einfärben? Mit in den Nahverkehr integrierten Shuttles auf Abruf. Sie könnten alle Wege übernehmen, die in einem Umkreis von 5 km zu einem Bahnhof oder Bushaltestelle mit mindestens 30 Abfahrten pro Tag starten oder enden. Je nach Ausgangssituation in den einzelnen Ortschaften und Regionen könnten On-Demand-Verkehre die Erschließung durch den Nahverkehr um über 90 Prozent im ländlichen Raum steigern.
… zu einem attraktiveren Verkehrsangebot
On-Demand-Verkehre als feste Säule der öffentlichen Mobilität könnten somit gleichwertige Lebensverhältnisse herstellen und dafür sorgen, dass weniger PKW benötigt werden, um im Alltag mobil zu sein. Schließlich können drei On-Demand-Shuttles rund 100 Autos ersetzen, wenn sie bedarfsgerecht geplant und eingesetzt werden. Städte, Gemeinden und Kommunen reduzieren durch intelligent gepoolte Fahrten die Fahrzeit ihrer Fahrgäste und verbessern die Kosteneffizienz und den Auslastungsgrad ihrer Fahrzeuge. Der entscheidende Erfolgsfaktor ist die Integration in das bestehende ÖPNV-System. On-Demand-Shuttles ermöglichen den gesamten Landkreis oder Stadtteile in der Fläche zu erschließen und neben der Entfernung auch die zeitliche Erreichbarkeit zu verbessern. Eine Win-Win-Situation für Mensch und Klima!
* UK Government (2021): Link: https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/1033990/net-zero-strategy-beis.pdf