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12. Jan 2023
/ Germany
Mobilitätswende jetzt! Mobilität der Zukunft in Baden-Württemberg
In der vorherigen Ausgabe von „Mobilitätswende jetzt!“ haben wir uns mit den Maßnahmen des Land Hessens beschäftigt, damit Bürgerinnen und Bürger klimafreundlich im Nahverkehr unterwegs sein können. Dieses Mal nehmen wir Baden-Württemberg genauer unter die Lupe.  
Wer an Mobilität in Baden-Württemberg denkt, kommt um die Assoziation der Landeshauptstadt mit dem Automobilhersteller mit dem Stern nicht vorbei. Im „Ländle“ schlägt bekanntlich das Herz der Automobilindustrie. Bei genauerem Hinsehen stellt man aber fest, dass Baden-Württemberg auch andere Stars der Mobilitätswende zu bieten hat.

Mobilitätswende: Politik und Bevölkerung wollen etwas bewegen  

In Baden-Württemberg leben rund 11,1 Mio. Menschen, 35 Prozent davon im ländlichen Raum. Eine besondere Herausforderung für die Mobilitätswende, da insbesondere im ländlichen Raum der Privat-Pkw das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel ist. Für eine erfolgreiche Verkehrswende will das Bundesland daher die Emissionen des Verkehrssektors bis zum Jahr 2030 um mindestens 55% im Vergleich zu 1990 reduzieren. Dafür hat die Landesregierung, bestehend aus Bündnis 90/Die Grünen und der Christlich Demokratischen Union (CDU), das Landeskonzept Mobilität und Klima (LMK) aufgelegt. Es basiert auf dem Koalitionsvertrag und legt 135 Maßnahmen für die Verkehrswende fest. Darunter die Verdopplung des öffentlichen Verkehrs durch eine Mobilitätsgarantie, die Unterstützung eines landesweiten Radnetzes und der Aufbau einer Ladeinfrastruktur für mehr klimaneutrale Autos. Das LMK funktioniert nach dem Motto: Mitreden und Klima schützen. Daher diskutieren Bürgerinnen und Bürger in sogenannten Mobilitätsräten das Konzept und konnten zuvor online über die Maßnahmenvorschlägen abstimmen.

Unzählige Mobilitätsprojekte im Land zeigen zudem, wie sich die Bevölkerung in besonderer Weise für nachhaltige Mobilität engagiert. Mit der Landesauszeichnung „Wir machen Mobilitätswende“ wurden im Jahr 2022 die digitale Mitfahrzentrale “PENDLA” aus dem Ostalbkreis, das Projekt „flottes Gewerbe“ aus Karlsruhe, die Mobilitätsplattform „stadtnavi“ aus Herrenberg, das „Vetter-Mobilitätskonzept“ sowie die Bürgeraktion „Unsere Schwarzwaldbahn“ ausgezeichnet.

Mit bezahlbarem und attraktiven ÖPNV und mehr Radwegen zu weniger Emissionen 

250 neue Regionalzüge, das war 2017 der Auftakt, um die Fahrgastzahlen im Nahverkehr bis zum Jahr 2030 deutlich zu steigern. “bwegt” heißt seitdem die Dachmarke des Personennahverkehrs in Baden-Württemberg. 22 Verbünde, 50 Verkehrsunternehmen, davon 20 Eisenbahnverkehrsunternehmen zusammengeschlossen, ermöglichen rund 800.000 Zugfahrten täglich im Nahverkehr: Alles unter einer starken Marke, damit immer mehr Menschen den ÖPNV statt des privaten Autos nutzen.

Aber Baden-Württemberg hat noch weitere Vorzeigeprojekte der Verkehrswende zu bieten, wie das landesweite 365-Euro-Jugendticket. Ab März 2023 können Schülerinnen und Schüler, Studierende, Azubis sowie Freiwilligendienstleistende den Nahverkehr noch einfacher nutzen. Finanziert und gefördert von der Landesregierung. Für einen attraktiveren Nahverkehr auf dem Land stellt Baden-Württemberg zudem 25 Millionen Euro für On-Demand-Verkehre zur Verfügung, um kommunale Aufgabenträger bei der Einrichtung und dem Betrieb bedarfsorientierter Angebote zu unterstützen. Wie ein On-Demand-Verkehr in der Region aussehen kann, zeigt das MyShuttle des Karlsruher Verkehrsverbundes im Landkreis Karlsruhe mit der Software von ioki zusammen.

„Gerade in ländlichen Räumen müssen wir das ÖPNV-Angebot angepasst ausbauen. On-Demand-Verkehre sind hier ideal, um ein wirtschaftlich tragfähiges und ökologisch sinnvolles ÖPNV-Angebot in Räumen und zu Zeiten schwacher Verkehrsnachfrage sicherzustellen. Mit dem neuen Programm schaffen wir dafür ein passgenaues Instrument.“ Verkehrsminister Winfried Hermann

Aber, die Verkehrswende funktioniert nicht ohne den Ausbau weiterer emissionsfreier Mobilitätsalternativen. Um die Emissionen des Verkehrssektors zu reduzieren, sollen bis 2030 Bürgerinnen und Bürger jeden zweiten Weg zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen können. Dafür entstehen über 7.000 Kilometer Radwege unter dem Namen RadNETZ, die rund 700 Kommunen verbinden werden. Radschnellwege sollen stark frequentierte Pendlerstrecken entlasten, in dem sie Stadtzentren erschließen und Arbeitsplatzschwerpunkte sowie Städte miteinanderverbinden. Radfahrerinnen und Radfahrer können auf den Radschnellwegen längere Distanzen von bis zu 15 Kilometern zügig mit dem Rad zurücklegen, dank breiterer Wegführung und möglichst wenig Unterbrechungen. Ein wichtiger Faktor, um den motorisierten Individualverkehr zu reduzieren, schließlich arbeiten 60 Prozent aller Erwerbstätigen in Baden-Württemberg nicht an ihrem Wohnort. Allein im Jahr 2022 investierte das Land rund 18 Millionen Euro in die Radwegeinfrastruktur.

So ganz ohne das private Auto funktioniert es auch in Baden-Württemberg nicht. Damit in den Städten mehr Platz für Fuß- und Radwege entsteht und weniger Emissionen ausgestoßen werden, werden sogenannte E-Quartierhubs, also Parkhäuser mit Ladeinfrastruktur, gefördert. Das Land unterstützt mit 3,3 Millionen Euro bereits drei Pilotprojekte in Heilbronn, Stuttgart und Ulm.

Das Ländle ist autonom  

Die große Nähe zur Automobil- und Zuliefererindustrie macht das Bundesland zu einem wichtigen Innovations- und Industriestandort in Deutschland. Durch zahlreiche Förderprojekte und Studien mit Partnern aus Forschung, Wirtschaft, Kommunen und Verkehrsunternehmen möchte Baden-Württemberg autonome Mobilität voranbringen. Ein wichtiger Mobilitätshotspot insbesondere beim Thema autonomes Fahren ist die Region rund um Karlsruhe. Dort entstand in Kooperation mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ein Testfeld vernetztes und automatisiertes Fahren, gefördert mit 2,5 Millionen Euro. Und auch der erste autonom fahrende On-Demand-Verkehr im regulären ÖPNV wurde in Karlsruhe getestet. Für das Projekt EVA-Shuttle im Vorort Weiherfeld-Dammerstock lieferte ioki die On-Demand-Technologie und die Schnittstelle, um die Technologie des autonomen Fahrzeuges mit der Plattform zu verknüpfen. So konnten zum ersten Mal in Deutschland Bürgerinnen und Bürger autonom fahrende Fahrzeuge auf Abruf buchen.

Im Rahmen des „Smart Mobility“-Programms fördern die Landesministerien für Wissenschaft, Forschung und Kunst sowie für Verkehr darüber hinaus die Erforschung rechtlicher Voraussetzungen und Regelungsbedarfe sowie die verkehrlichen Wirkungen und Steuerungsmöglichkeiten neuer und autonomer Mobilität. In fünf Projekten werden unter anderem das automatisierte Parken und die Kommunikation und Interaktion zwischen autonomen oder automatisierten Fahrzeugen und Fußgängern untersucht.

Das Reallabor für den Automatisierten Busbetrieb im ÖPNV in der Stadt und auf dem Land (kurz RABus) wird mit 7 Millionen Euro gefördert, um wirtschaftliche, gesellschaftliche sowie technische Erkenntnisse zu liefern, inwiefern autonome Busse im Überland- und Stadtverkehr den ÖPNV ergänzen können. Sechs Konsortialpartner, darunter auch die DB Regio AG-Tochter DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee GmbH, arbeiten gemeinsam an dem Projekt, das federführend vom Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren Stuttgart (FKFS) der Universität Stuttgart geleitet wird. Es werden u.a. automatisierte Fahrzeuge in diversen Gebietstypen im ÖPNV-Realbetrieb erprobt und die technische Umsetzung, betriebliche Zuverlässigkeit, Wirtschaftlichkeit und Nutzerakzeptanz bewertet. Außerdem sollen eine Beurteilung einer landesweiten Übertragbarkeit und eine Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen für einen zukunftsfähigen ÖPNV in Baden-Württemberg erzielt werden.

Mehr zum Thema Verkehrswende in Baden-Württemberg finden Sie hier: https://vm.baden-wuerttemberg.de/de/politik-zukunft/nachhaltige-mobilitaet/klimaschutz-und-mobilitaet/rahmenbedingungen-und-ziele  

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