„An Hessen führt kein Weg vorbei“
Wir starten mit dem Bundesland Hessen. Hessen sieht sich selbst als Vorreiter der Verkehrswende und hat diese Ziele in der Hessenstrategie Mobilität 2035 festgehalten. Personen klimaschonend, schnell und sicher ans Ziel bringen – das ist das Ziel der Strategie, das insbesondere durch bessere Vernetzung zwischen den einzelnen Verkehrsträgern und durch mehr digitale Projekte erreicht werden soll. Eine besondere Bedeutung nimmt hier die Rhein-Main-Region mit dem Frankfurter Flughafen und ihren Pendlern ein, sie ist die am dichtesten besiedelte Region in Hessen. Als Innovations- sowie Vorreiterregion für viele zukunftsweisende Mobilitätskonzepte strahlen die dortigen Projekte auch in die anderen Regionen aus.
Eine wichtige Entwicklungs- und Vernetzungsplattform für Mobilität in Hessen ist das House of Logistics and Mobility – HOLM. Unternehmen, Start-ups, Hochschulen, Forschungsinstitute, Verbände und politische Institutionen erforschen, diskutieren und realisieren dort gemeinsam innovative Lösungen für Mobilität und Logistik. Austauschformate wie die Jahreskonferenz „Zukunftsfähige Mobilität in einer lebenswerten Stadtregion – wie wir morgen unterwegs sein werden“ oder auch das ÖPNV-Lab bieten immer wieder neue Austauschformate, um neue Formen der Mobilität in Hessen zu fördern und umzusetzen.
Digital, flexibel, emissionsfrei: On-Demand Verkehre im Rhein-Main-Gebiet
Ein hessisches Leuchtturmprojekt mit internationaler Strahlkraft ist das OnDeMo Projekt des Rhein-Main-Verkehrsverbunds: 150 emissionsfreie Shuttles, 9 Bediengebiete und alles in einer App sollen den ÖPNV ergänzen und damit fast 2 Millionen Bürgerinnen und Bürger von mehr ÖPNV überzeugen.
Ob der HeinerLiner in Darmstadt, der kvgOF Hopper im Landkreis Offenbach oder Emil in den zehn Stadtteilen in Taunusstein – die emissionsfreien und teilweise barrierefreien Shuttles bringen die Menschen einfach per App von A nach B. Bisher haben über 320.000 Fahrgäste die flexiblen Shuttles genutzt und mit ihnen 1,8 Millionen Kilometer zurückgelegt (Zahlen von Anfang Oktober 2022). Für das größte On-Demand-Vorhaben in Europa arbeiten unterschiedliche Partner zusammen, federführend koordiniert der Rhein-Main-Verkehrsverbund das Projekt, die Software stammt vom Deutsche Bahn-Unternehmen ioki.
„Gerade da, wo die nächste Ärztin oder der nächste Supermarkt nicht um die Ecke liegen, brauchen wir Lösungen, wie die Menschen ohne eigenes Auto mobil sein können”, ist sich der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir sicher.
Schon jetzt ist eine Weiterentwicklung geplant: Ab 2023 sollen in Darmstadt und im Kreis Offenbach bis zu 15 autonom fahrende Shuttles auf Abruf den ÖPNV unterstützen. Eine echte Weltpremiere, denn bisher werden in den ÖPNV integrierte Shuttles nur in geringer Geschwindigkeit und Anzahl eingesetzt.
Was die Verkehrswende in Hessen antreibt
In Hessen ist die Verkehrswende ein Schlüsselthema, daher wurde bereits 2020 die Enquetekommission „Mobilität der Zukunft in Hessen 2030“ berufen, ein integriertes Gesamtverkehrskonzept für Hessen zu erarbeiten.
In der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität Hessen (kurz: AGNH), haben sich zudem hessischen Städte, Gemeinden und Landkreise, Hochschulen, Verbände und Verkehrsverbünde zusammengeschlossen. Mit vielfältigen Maßnahmen wollen sie den Fuß- und Radverkehr in Hessen deutlich stärken. Dazu gehören etliche Radschnellwegverbindungen in Hessen, wie zwischen Vellmar und Kassel. Der Bau der ersten Teilstücke der insgesamt 7,5 Kilometer langen Route startete bereits im Jahr 2022. Von Bund und Land werden dazu Fördermittel in Höhe von bis zu 80 % der Gesamtkosten bereitgestellt.
Zwischen Darmstadt und Frankfurt ist man schon einen Schritt weiter, hier laden ab 2023 rund 30 Kilometer dazu ein, das Auto stehen zu lassen und stattdessen das Fahrrad zu nehmen. Auf der Strecke finden sich immer wieder Servicestationen, an denen beispielsweise Reifen aufgepumpt werden können. Eine Task Force Radwege und spezielle Radwegeplanungsteams sollen in den kommenden Jahren dafür sorgen, dass immer mehr Hessinnen und Hessen auch im Alltag vermehrt auf das Rad setzen.
Ein Antrieb der anderen Art ist zukünftig im Taunus unterwegs. Ab 2023 soll dort die weltgrößte Wasserstoffzugflotte zum Einsatz kommen. Die 27 Züge der Firma Alstom fahren dann emissions- und fast geräuschfrei auf vier nicht elektrifizierten Strecken im Gebiet des Rhein-Main-Verkehrsverbunds. Der Wasserstoff, den die Regionalzüge für ihren Antrieb benötigen, erhalten sie im Industriepark Höchst. Dort entsteht der Wasserstoff als Abfallprodukt in der Produktion und betreibt auch die Standorteigenen Wasserstoffbusse.
ÖPNV für alle – aktiv sein für die Verkehrswende
Auch hessische Bürgerinnen und Bürger setzen sich aktiv für die Verkehrswende ein. So fuhren im August 2022 rund 8500 Menschen in einem 4,5 Kilometer langen Fahrrad-Demozug durch das Rhein-Main-Gebiet. Statt Pkw befuhren Fahrräder und sonstige Fahrbare Untersätze die ansonsten stark genutzten Pendlerautobahnen A648 und A66. Ihr Ziel: Der hessische Landtag in Wiesbaden. Dort wurden Unterschriften von über 70.000 Menschen an die hessische Landesregierung übergeben, die sich für ein Volksbegehren und damit für ein Verkehrswendegesetz einsetzen.
Auch wenn das Volksbegehren aufgrund eines Formfehlers erst einmal nicht zustande kommt – hessische Bürgerinnen und Bürger, die hessische Politik und die regionalen Verkehrsunternehmen haben erkannt, wie viel Potenzial in ihrem Bundesland steckt, um eine emissionsfreie Mobilität der Zukunft zu realisieren.
Mehr zur hessischen Mobilitätsstrategie finden Sie hier.