/ Reading: 3 min.

17. Jun 2020
/ Deutschland
NACHGEFRAGT bei Joachim Rodenkirch, Bürgermeister der Stadt Wittlich
Joachim Rodenkirch ist seit 2009 Bürgermeister der Kreisstadt Wittlich. Einer Stadt mit 20 000 Einwohnern, die fast genauso viele Arbeitsplätze bietet, womit Wittlich als das ökonomische Kraftzentrum zwischen Trier und Koblenz gilt. Rodenkirch hat Forstwirtschaft studiert, ist Mitglied des Kreistages und vertritt die Interessen der mittleren Städte im Vorstand des Städtetages von Rheinland-Pfalz. Als Bürgermeister hat er viele Entwicklungen der Stadt sowohl miterlebt als auch vorangetrieben. Im Jahre 2018 wurde das innovative Projekt Wittlich Shuttle gestartet.

Das Wittlich Shuttle ist nun schon fast 2 Jahre im Einsatz Was für Veränderungen können Sie durch das ergänzte öffentliche Personennahverkehrsangebot in Wittlich erkennen? Wie hat sich dadurch die Mobilität in Wittlich verändert?

Mit der Weiterentwicklung des als Pilotprojekt gestarteten „Rufbus Wittlich“ zum „Wittlich Shuttle“ ist das innovative Mobilitätsangebot nicht nur besser, sondern vor allem digitaler geworden. Durch die Entwicklung und Einführung der Applikation wurde das Wittlich Shuttle mit einem Schlag deutlich attraktiver bzw. ein großer neuer Kundenstamm und zwar die junge Generation wurde deutlich besser angesprochen. Dies wird insbesondere durch die stetig steigenden Nutzerzahlen belegt.

Sie investieren viel in die Sanierung und Erneuerung Ihrer wachsenden Kreisstadt und sind Vorsitzender des Ausschusses für Forsten und Umwelt beim Gemeinde- und Städtebund was sind Ihre weiteren Pläne für eine umweltfreundliche Stadtentwicklung?

Bei der Stadtentwicklung gilt es, den Grundsatz der umfassenden Nachhaltigkeit, die in unserem 1200 Hektar großen Stadtwald schon seit Generationen umgesetzt wird, nicht als leere Worthülse zu gebrauchen, sondern mit Inhalt zu füllen. Aktuell beschäftigen wir uns mit der Frage des Klimaschutzes und wie hierauf lokal (im Bereich des Bauens, regenerativer Energien, Flächenverbrauch, etc.) reagiert werden kann. Bereits 2010 haben wir den ersten Klimaschutzbericht für die Stadt Wittlich verfasst und diesen immer weiter konsequent fortgeschrieben. Den zunehmenden Starkregen und Hochwasserereignissen begegnen wir mit der Erstellung eines entsprechenden Konzeptes, das mit einer Vielzahl von Maßnahmen unterlegt ist, die wir sukzessive umsetzen. Kurzum an einer umweltfreundlichen Entwicklung aller gesellschaftlichen Bereiche, in der die Mobilität der Zukunft eine große Rolle spielt, führt kein Weg vorbei. 

Wir befinden uns zurzeit in einer Lage, in der die Bürger aufgerufen werden, soziale Interaktionen zu begrenzen und Zuhause zu bleiben. Das Wittlich Shuttle bietet seine Dienste auch in diesen Zeiten noch an, wo sehen Sie da eine Chance für Wittlich?

Die Nutzerzahlen sind auch während der Corona-Krise weiter angestiegen. Dies zeigt, dass das Wittlich Shuttle bei seinen Nutzern ein hohes Maß an Vertrauen besitzt. Teilweise sind die Kunden auf das Shuttle angewiesen, um beispielsweise persönliche Termine wahrzunehmen, teilweise steigen Kunden gerade jetzt auf dieses Verkehrsangebot um, weil es ihnen durch die begrenzten Fahrgastzahlen mehr Sicherheit bietet. Die große Chance liegt darin, dass das Angebot bei den Bürgerinnen und Bürgern bekannter wird und dadurch neue Kunden gewonnen werden können und somit der Bedarf an dem Wittlich Shuttle untermauert wird.

Mit Blick auf die stetig voranschreitende Digitalisierung und den damit einhergehenden Möglichkeiten und Herausforderungen: Was ist Ihre Hoffnung für die Mobilität im ländlichen Raum, wenn Sie 15 Jahre in die Zukunft blicken?

In 15 Jahren hat sich das Wittlich Shuttle hoffentlich nicht nur in Wittlich etabliert, sondern auch im gesamten Landkreis Bernkastel-Wittlich. Die Shuttles sind nicht nur digital abrufbar, sondern fahren inzwischen auch autonom mit einem ökologisch sinnvollen Antrieb. 

Thema Verkehrswende: Verstehen Sie diese vor allem als politische oder als gesellschaftliche Aufgabe?

Beides! Die Verkehrswende kann politisch nur dann zeitnah, sinnvoll und zielführend umgesetzt werden, wenn die sich daraus ergebenden Veränderungen und Anforderungen gesellschaftlich akzeptiert und gelebt werden. 

Neuester Artikel

Einfacher unterwegs mit der ioki Fahrzeug-App: Ein Einblick in die Navigations-App für On-Demand-Verkehre

Einfacher unterwegs mit der ioki Fahrzeug-App: Ein Einblick in die Navigations-App für On-Demand-Verkehre

Die ioki Fahrzeug-App ist neben der ioki Fahrgast-App und dem ioki Operator ein wichtiger Teil der ioki Platform. Sie wurde speziell kreiert, um eine möglichst reibungslose Fahrt für das Fahrpersonal, eine komfortable Reise für Fahrgäste und einen effizienten Betrieb für Verkehrsunternehmen zu ermöglichen.
Aktuell ist der Einsatz von Bedarfsverkehren oft mit einem hohen bürokratischen und papiergebundenen Arbeitsaufwand verbunden. Durch den Einsatz der ioki Platform und die Nutzung der App wird dieser eliminiert.

Verwandte Artikel

NACHGEFRAGT bei Dennis Schöne

NACHGEFRAGT bei Dennis Schöne

Vor zwei Jahren stellte die Stadt Gronau im Münsterland ihre Stadtbuslinie komplett auf ein tarifintegriertes On-Demand-Konzept um. Seitdem fährt das G-Mobil flexibel und nach Buchung über 130 Haltepunkte an und bedient damit deutlich mehr Haltestellen als der Vorgänger „StadtBus“. Aber wie kommt das Angebot an und sollen On-Demand-Verkehre nicht eigentlich den Linienverkehr ergänzen statt ersetzen? Wir haben bei einem der Macher des G-Mobils, besser gesagt bei Projektleiter Dennis Schöne vom Verkehrsmanagement der Regionalverkehr Münsterland GmbH (RVM) nachgefragt.

NACHGEFRAGT bei Maximilian Hillmeier

NACHGEFRAGT bei Maximilian Hillmeier

Seit Dezember 2021 fährt EMMI-MOBIL mit zwei elektrischen Kleinbussen durch das Gemeindegebiet von Bad Hindelang und ergänzt damit flexibel und kostenfrei als On-Demand-Verkehr das bestehende ÖPNV-Angebot, um insbesondere für die Gäste der Allgäuer Ferienregion eine attraktive Mobilitätslösung zu bieten. Ein guter Grund für ioki insights bei Maximilian Hillmeier, Tourismusdirektor von Bad Hindelang, genauer nachzufragen, wie On-Demand-Mobilität als Teil einer nachhaltigen Tourismusstrategie erfolgreich etabliert werden und die Zukunft der Mobilität in Urlaubsregionen aussehen kann.