Doch was damals visionär und zukunftsweisend war, verliert auch heute noch nicht an Aktualität. Denn gerade für den ländlichen Raum, der immer mehr mit lückenhaften oder nicht wirtschaftlichen ÖPNV-Angeboten zu kämpfen hat, können flexible und bedarfsgerechte Lösungen Abhilfe bei mangelnder Mobilität schaffen.
Doch was steckt hinter der Idee des Rufbusses, der Anruf-Sammel-Taxis und des Anruf-Linien-Taxis? Und vor allem: Was hat die Digitalisierung mit all dem zu tun?
Nun, während in Friedrichshafen der Fahrgast seinen Bedarf noch direkt an der Haltestelle an einem eigens dafür entwickelten Automaten, über den Fernsprecher oder eine Rufbus-Postkarte (und damit durchaus auch weit im Voraus) kommunizieren musste, lassen sich heute Fahrtanfragen unkompliziert und auch kurzfristig über eine App einsteuern.
Dabei eignen sich früher wie heute selbstverständlich je nach Gebiet, Nachfrage und vorhandenen Ressourcen unterschiedliche Bedienformen. Besonders effizient kann dabei die Kombination unterschiedlicher Modi, zum Beispiel von fahrplanfreien sowie fahrplangebundenen Beförderungssystemen, neue Lösungswege aufzeigen und zu mehr Flexibilität führen.
So eignen sich gerade in dünn besiedelten Regionen kleinere Gefäße wie Rufbusse und On-Demand-Shuttles, die als Zubringer zum regulären ÖPNV dienen. Damit entfallen für Fahrgast und Verkehrsbetrieb gleichermaßen Ineffizienzen wie Umwege, lange Fahrtzeiten sowie Leerfahrten.
Im Zusammenspiel kann das konkret folgendermaßen aussehen: Knotenpunkte werden nach wie vor über einen liniengebundenen Verkehr bedient, während On-Demand-Lösungen als Shuttle-Service den Zugang zu diesen Knotenpunkten erleichtern und darüber hinaus flexibel und frei innerhalb und zwischen den nachfrageärmeren Gebieten fahren.
Unsere Erfahrungen, die wir nicht zuletzt bei der Digitalisierung eines Rufbusses in Wittlich gesammelt haben, zeigen, dass die Fahrgäste dabei durchaus bereit sind, einen fairen Aufpreis für den Zusatzservice und den neu gewonnen Komfort zu bezahlen. Berücksichtigen sollte man bei der Ausgestaltung solcher Services jedoch, dass die Buchung zwar vorrangig digital funktioniert, aufgrund der häufig weniger Smartphone-affinen Zielgruppe und der zum Teil nicht optimalen Internetverbindung auch über weitere Lösungen wie Telefon oder ähnliches funktioniert.
Übrigens: Wer denkt, dass im ländlichen Raum die Fußwegakzeptanz weit über der der Stadt liegt, der irrt. Auch hier wünschen die Bürger sich Mobilitätsangebote, die nicht mehr als 200 bis 300 Meter Fußweg erfordern. Ein Grund mehr, den bestehenden ÖPNV über flexible, kosteneffiziente und nachhaltige On-Demand-Services zu stärken.