Städte, Gemeinden und Kommunen haben die Aufgabe, Mobilität für alle sicherzustellen und sehen sich mit ähnlichen Herausforderungen wie die Taxibranche konfrontiert: ein gutes und attraktives Mobilitätsangebot bereitzustellen, das dazu anregt, den privaten PKW stehen zu lassen. Gleichzeitig müssen die Akteure wirtschaftlich handeln. Für Aufgabenträger stellt sich zusätzlich die Frage, wie das ÖPNV-Netz bedient werden kann, um ihrer Daseinsvorsorge gerecht zu werden. So ergab eine Analyse der Mobility Analytics Expertinnen und Experten von ioki im Jahr 2021, dass rund 55 Millionen Bürgerinnen und Bürgern in Deutschland kein attraktives Nahverkehrsangebot zur Verfügung steht. Aktuell werden weniger als die Hälfte der Haltestellen in ländlichen Regionen mehr als zweimal pro Stunde angefahren.
App-basierte Technologien für einen digitalen Nahverkehr
Mit neuen On-Demand-Technologien können Taxis verstärkt in den Nahverkehr eingebunden werden. Anstelle strikter Zeit- und Bedienfenster (bspw. AST ab 22 Uhr mit definiertem Fahrplan) könnten mit heutigen Softwarelösungen die vorhandenen zeitlichen und räumlichen Lücken im Nahverkehrsangebot durch Taxis zum ÖPNV-Tarif geschlossen werden. Das Ridepooling-Konzept der On-Demand-Systeme ist ökonomisch attraktiv. Die nutzerfreundliche App mit bargeldloser Bezahlung und die flexible Fahrtroute unterstützen Taxiunternehmen im nächsten Schritt der Digitalisierung. Durch gute Planung und Parameter wird eine Kannibalisierung mit dem bestehenden ÖPNV ausgeschlossen. Technisch wird bei jeder Fahrtanfrage (Haustür-Haustür) geprüft, ob ein ÖPNV-Angebot innerhalb des definierten Qualitätsniveaus vorhanden ist oder ein Taxi als On-Demand-Service den Bedarf erfüllen kann. Ist ein ÖPNV-Angebot auf der angefragten Verbindung vorhanden, weist das System den Fahrgast auf diesen hin und bietet alternativ eine Taxifahrt zum Taxipreis an. Die Taxifahrt wird zum Nahverkehrspreis angeboten, wenn auf der angefragten Verbindung kein entsprechendes Angebot vorhanden ist. So wird ein flächiges Angebot mit einheitlichem Qualitätsniveau geschaffen, das Taxi und On-Demand-Verkehr gleichermaßen berücksichtigt.
Vorteile für ÖPNV-Besteller und Taxiunternehmen auf einen Blick
Vorteile für ÖPNV-Besteller:
- Kein/geringerer Aufbau von zusätzlichen Kapazitäten für die Schließung von heutigen Angebotslücken
- Keine Kannibalisierung von Bestandsverkehren
- Hoheit für Mobilitätsangebot bleibt bestehen: Bedarf, Bediengebiet, Fahrzeuganzahl und Tarif
- Angebot passt sich “automatisch” dem definierten Qualitätsniveau an
- Stärkt Mobilität im ländlichen Raum
- Ggf. Ausbau und Weiterführung bestehender und guter Partnerschaft mit Taxiunternehmen vor Ort (Unternehmen am Ort bekannt, schafft Vertrauen für neues Angebot)
Vorteile für Taxiunternehmen:
- Höhere Auslastung durch Mischung von Taxi- und ÖPNV-Verkehren (Sharing-Verkehre als Teil des ÖPNV)
- Keine Kannibalisierung durch möglicherweise neue Angebotsformen der öffentlichen Hand
- Steigende und gesicherte Einnahmen durch Erschließung neuer Zielgruppen
LahnStar Limburg – ein Beispiel aus der Praxis Ein Beispiel einer solchen Kooperation zwischen Taxi und ÖPNV ist die Zusammenarbeit der Stadt Limburg, Software-Hersteller ioki und dem Taxiunternehmen „Taxi Addi“. In Limburg fahren seit November 2021 On-Demand-Shuttles unter dem Namen „LahnStar“ und lösen das bisherige Anrufsammeltaxi ab. Mit Erfolg: bisher nutzten weitaus mehr Fahrgäste das Angebot als das frühere Anrufsammeltaxi in einer vergleichbaren Zeitspanne. Die Stadt hat sich als Betreiber für das lokale Taxiunternehmen entschieden. Der LahnStar gehört zum OnDeMo Projekt des Rhein-Main-Verkehrsverbundes und ist das einzige Bediengebiet, in dem ein Taxiunternehmen einbezogen wurde. Taxi-Addi übernimmt den Betrieb des innovativen On-Demand-Projekts, während die Software von ioki die Fahrtwünsche bündelt und mit einem Algorithmus die optimale Route berechnet. Mehr Informationen zur Partnerschaft in Limburg gibt es hier.