Die Folgen der Deregulation für den Busmarkt
Im Jahr 1986 wurde der Buslinienverkehr in Großbritannien im Rahmen des „Transport Act“ dereguliert. Durch die Aufhebung der regulatorischen Maßnahmen, wurden seit den 1930er Jahren erstmals wieder Wettbewerbsverhältnisse auf dem lokalen Busmarkt ermöglicht. Dies hatte unter anderem zur Folge, dass Verkehrsinfrastrukturen vermehrt da ausgebaut wurden, wo sie sich als besonders profitabel erwiesen. Jedoch ist eine schwach ausgebaute Mobilitätsinfrastruktur in bestimmten Gebieten nicht die einzige Folge der Deregulation. In Großbritannien haben insgesamt fünf Busunternehmen eine Oligopolstellung inne. Eine regionsübergreifende Vernetzung zwischen den Diensten findet oftmals nur im limitierten Ausmaß statt. Dies führt dazu, dass sich in der Branche an bestimmten Knotenpunkten Verbesserungspotentiale auftun, welche Auswirkungen auf Ticketpreise, die Reiseplanung, die Effizienz und Zuverlässigkeit der Verkehre, sowie die Integration der Angebote haben kann. Innovative, digitale Lösungsansätze können dabei helfen, bestehende Mobilitätsinfrastrukturen nachhaltig zu stärken. Das oberste Ziel in Großbritannien ist es also, die Nutzung öffentlicher Verkehrsangebote zu erhöhen und gleichzeitig Betriebskosten zu verringern.
Digitale Lösungen für einen zeitgemäßen ÖPNV
Um den Menschen vor allem in weniger dicht besiedelten, oft ländlichen oder suburbanen Gebieten, eine bedarfsgerechte Mobilität bieten zu können, müssen neue Angebote zum Einsatz kommen. Allerdings sollten dabei auch bestehende Verkehre nicht mit einer negativen Konnotation betrachtet werden. Die Lösung besteht darin, neue Angebotsformen zu erschließen und Potentiale im bestehenden Service vollständig zu nutzen, stets mit der ökonomischen und ökologischen Wirkung im Blick.
Aufbauend auf einer Mobilitätsanalyse, mit der die tatsächlichen Mobilitätsbedürfnisse vor Ort analysiert werden, können so zum Beispiel flexibel anpassbare On-Demand-Lösungen für alle etabliert werden. Durch die Integration einer digitalen Lösungen wird Mobilität ganzheitlich gedacht und ein Silodenken bei der Verkehrsplanung vermieden. Per App oder Telefon kann dann ein dynamisches Fahrzeugsystem genutzt werden, ohne fest vorgegebene Fahrpläne oder Routen. Hierdurch entsteht ein digitaler und barrierefreier Bedarfsverkehr. Durch die Digitalisierung des aktuellen Mobilitätsangebotes verbessert sich allerdings nicht nur der Zugang zum aktuellen Mobilitätsangebot, sondern auch dessen Wirtschaftlichkeit. Fahrzeuge setzen sich erst dann in Bewegung, wenn wirklich Bedarf besteht.
Auf den Straßen von Großbritannien
Gemeinsam mit unserem Partner Arriva Bus UK haben wir bereits im vergangenen Juli unseren ersten On-Demand-Verkehr in Großbritannien auf die Straße gebracht. In Watford, rund 30 Kilometer nordwestlich von London, bringen seit fast einem Jahr barrierefreie Kleinbusse ihre Mitfahrer bedarfsgerecht von A nach B. Der Service kann über die Smartphone-App „ArrivaClick“ bestellt werden und ermöglicht den Menschen vor Ort eine einfache Fortbewegung. Jedoch ist der Service mehr als nur ein ÖPNV-Zubringer. Da das Angebot flexibel anpassbar ist, wird es seit Februar diesen Jahres zusätzlich als Impfshuttle eingesetzt, um Menschen einfach und unkompliziert zum Impfzentrum zu transportieren.