Vor ziemlich genau drei Jahren ist die Corona-Pandemie über uns hereingebrochen und hat unser Mobilitäts- und Reiseverhalten von heute auf morgen komplett verändert. Viele von uns gingen ins Homeoffice und verzichteten auf Dienstreisen, die Nutzung aller Verkehrsmittel ging stark zurück. Für mich und mein Team stellte sich damals vor allem die Frage, mit welchen Mobilitätsangeboten wir unsere Mitarbeitenden sicher durch die Pandemie bringen.
Die Umstellung unserer Shuttles von einem festen Fahrplan auf den On-Demand-Modus war zunächst eine von mehreren Ad-hoc-Lösungen, um unseren Kundinnen und Kunden weiterhin ein sicheres Reisen zu ermöglichen. An unserem Stammsitz in Bonn wurden Fahrgäste auf Wunsch sogar an ihrem Wohnort abgeholt. Das Buchen via App erlaubte es uns gleichzeitig, die Anzahl der Plätze in den Fahrzeugen zu begrenzen und den notwendigen Sicherheitsabstand zu garantieren.
Rückblickend kann ich sagen, dass die Fahrgastzahlen in den letzten drei Jahren zwar pandemiebedingt zunächst zurückgegangen sind, dass wir aber während dieser Zeit auch einen großen Sprung in Richtung Digitalisierung gemacht haben. Wir können heute die Routen effizienter gestalten und gleichzeitig den CO2-Ausstoß minimieren. Die Shuttle-Dienste werden besser angenommen als je zuvor und für viele Kolleginnen und Kollegen gehört es zur täglichen Routine, unsere Pooling- und Sharing-Apps zu nutzen. Inzwischen pilotieren wir sogar Shuttle-Strecken im Pendelverkehr, um die letzte Meile abzudecken.
Was hat sich aus Ihrer Perspektive in der Mitarbeitendenmobilität in den letzten drei Jahren verändert?
Corona hat dafür gesorgt, dass Arbeitszeit und -ort flexibler wurden. Das Homeoffice ist – wo immer möglich – heute nicht mehr wegzudenken, der Berufsverkehr nimmt ab. Bahn und Bus waren die großen Verlierer der Krise, der Individualverkehr, egal ob Auto oder Fahrrad, war in den vergangenen Jahren das Transportmittel der Wahl. Das könnte sich mit Einführung der deutschlandweiten 49-Euro-Flatrate umkehren.
Unabhängig davon stellen wir fest, dass bei den Mitarbeitenden der Wunsch wächst, auf nachhaltige Weise von A nach B zu kommen. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass der Telekom-weite Umstieg auf Elektromobilität auf sehr viel positive Resonanz stößt. Die Antriebswende ist aber nur eine von vielen Facetten. Gleichzeitig beobachten wir bei immer mehr Kolleginnen und Kollegen die Bereitschaft, auf Shared Mobility und Fahrrad umzusteigen. Die einen verzichten ganz auf den Dienstwagen und entscheiden sich für Bahncard und Jobticket. Die anderen steigen um auf ihren persönlichen Mobilitätsmix von Auto-Abo bis Carsharing. Verbesserte Mikromobilitätsangebote und komfortable Apps machen das Handling immer einfacher.
Für uns als Mobilitätsprovider heißt das, dass sich die Anforderungen unserer Kundinnen und Kunden geändert haben. Sie erwarten heute von uns nicht mehr nur das klassische ‚Fuhrparkmanagement‘, sondern bedarfsgerechte und garantierte Mobilitätslösungen.
Was planen Sie als nächstes und welche Trends sehen Sie in der betrieblichen Mobilität?
Die großen Themen heißen Diversifizierung, Dekarbonisierung und Digitalisierung! Dabei ist es entscheidend, alle Themenbereiche des betrieblichen Mobilitätsmanagements abzudecken: Fleet, Human Resources, Travel- und Immobilienmanagement. In Zukunft brauchen wir eine holistische Betrachtung des Themas, um das bestmögliche Kundenerlebnis zu gewährleisten. Zumal private und dienstliche Mobilität immer mehr miteinander verschmelzen.
Der größte Hebel ist der Pendelverkehr, da müssen wir ansetzen! Denn hier entstehen fast 70% der Schadstoffe auf deutschen Straßen. Die Verantwortung der Arbeitgeber ist es, allen Mitarbeitenden den Zugang zu flexiblen und bezahlbaren Transportmitteln zu bieten. Und da geht der Trend weiter zu geteilten, vernetzten und ressourcenschonenden Angeboten. Viele Unternehmen machen es bereits vor und integrieren unterschiedlichste Verkehrsmittel in ihren Mobilitätsmix. Jobfahrrad, eScooter oder der gute alte Werksbus sind nur einige Beispiele. Andere setzen erfolgreich auf ein Mobilitätsbudget, bei dem die Beschäftigten über eine bestimmte Summe verfügen, die sie für die Verkehrsmittel ihrer Wahl ausgeben können.
Auch wir bei der Deutschen Telekom bieten ein s.g. Benefit-Budget-Modell an. Das beinhaltet verschiedene Möglichkeiten, vom Auto bis zur Bahncard für bis zu zwei Personen. Man kann sich das Geld auch auszahlen lassen, es für ein Sabbatical nutzen oder für die Rente ansparen. Daneben arbeiten wir weiter am Ausbau unseres Portfolios: In der Flotte werden wir die Elektrifizierung vorantreiben und die Ladeinfrastruktur ausbauen. Außerdem setzen wir auf noch komfortablere, niedrigschwellige Sharing-Möglichkeiten, um die Auslastung der Fahrzeuge zu erhöhen. In Kürze gehen wir mit einer digitalen Plattform an den Markt, die Verkehrsträger aller Art miteinander vernetzt. Über eine App greifen die Nutzenden damit auf eine Vielzahl von Anbietern einer Region zu und erhalten ein nahtloses und zur jeweiligen Reisesituation passendes Angebot.
Corporate Mobility wird mehr und mehr zum Dreh- und Angelpunkt für den Wandel auf Deutschlands Straßen und Schienen. Denn nirgendwo sonst werden so viel Stau und Schadstoffe produziert. Wir haben unseren Auftrag verstanden. Let’s move on!