Schon heute leben aktuell 55 % der Menschen in urbanen Räumen und der Trend reißt nicht ab. Im Gegenteil: Millionen weitere werden zukünftig in die Metropolen der Welt ziehen. Einem Faktor des urbanen Lebens kommt dabei eine ganz besondere Erwartungshaltung zuteil: Vor allem von der Mobilität verspricht man sich für die Zukunft vieles. Um schnell von A nach B zu kommen, soll niemand mehr im Stau stehen, unser Verkehr soll emissionsfrei sein und gerne auch so geräuscharm wie möglich. Doch wie wird es uns möglich sein, mit neuen Mobilitätskonzepten die Lebensqualität in schon heute überfüllten Städten zu steigern und nachhaltiger zu gestalten?
Die Antwort, die dabei unweigerlich im Raum steht, lässt sich schlaglichtartig unter Smart City zusammenfassen. Bei Smart Cities geht es um die Idee, für städtische Probleme und Herausforderungen technische Lösungen zu finden. Die Städte der Zukunft sollen zu lebenswerteren Orten werden, die lärm- und abgasfrei sind. Durch intelligente Transportwege sollen mehr Menschen schneller zu ihren Zielen befördert werden. Aber auch der intelligente Bau von Gebäuden oder die Digitalisierung spielen eine große Rolle in der Smart City der Zukunft. Damit entsteht das Zukunftsbild einer grünen, technologisch fortschrittlichen, vernetzten, effizienten und sozial inklusiven Stadt.
Mobilität von Morgen
Diese Idee lässt uns nicht zuletzt auch von schadstofffreiem und treibhausgasneutralem Verkehr träumen: Der öffentliche Verkehr und Fahrräder werden immer beliebter, aber auch das Auto wird weiterhin seinen Platz in der urbanen Mobilität von morgen finden. Es wird viel mehr Elektrofahrzeuge geben, die von erneuerbarem Strom angetrieben werden; diese werden über Sharing-Konzepte gemeinsam von den Menschen genutzt. Carsharing kennen wir zwar auch heute schon als bewährte Methode, in der Stadt der Zukunft wird die Idee „teilen statt besitzen“ jedoch verstärkt eine Rolle spielen. Ergänzen wir all das noch um den Faktor „autonom“, gelangen wir zum vermutlich idealen Bild der städtischen Mobilität von morgen: Selbstständig fahrende Elektro-Autos halten den Verkehr flüssig am Laufen und sind dabei mit allem Nötigem und Möglichem vernetzt, was ihre Umwelt zu bieten hat. Die Fahrzeuge selbst gewinnen dabei zunehmend an Bedeutung als sogenannte Third Places – sei es als Verlängerung des Büros auf dem Arbeitsweg, als zweites Wohnzimmer…Der Fantasie (nicht zuletzt der der Automobilindustrie) sind keine Grenzen gesetzt.
Damit wird klar: Das Ziel ist es nicht, Autos aus der idealen Zukunftsvorstellung zu verbannen, sondern diese so einzusetzen, dass es zwar weniger davon gibt, die aber jedoch gemeinsam genutzt werden. Das würde heißen: Weniger Autos, die stehen und mehr Raum für Grünflächen in der Stadt. Und auch die elendige Parkplatzsuche wird optimiert: Per App wird angezeigt, wo ein Parkplatz in unmittelbarer Nähe frei ist.
Grünfläche schaffen und bewahren
Für einen abendlichen Spaziergang im Park, muss man heutzutage vielerorts erst einmal aus der Stadt raus, um überhaupt Grünanlagen zu sehen zu bekommen. In der Stadt der Zukunft werden diese überall vertreten und mit kurzen Fußwegen erreichbar sein. Die Qualität der Umwelt wird erhöht: Wohnen und Arbeiten bekommen durch hochwertige begrünte Plätze und Passagen mehr Lebensqualität. Grün- und Wasserflächen verbessern nicht nur das Klima, sondern kühlen auch die Luft herunter. Außerdem fördern sie die Gesundheit und schaffen Anreize zur Bewegung. Sie stehen für Erholung und Bewahrung der biologischen Vielfalt.
Die Zukunftsstadt wird vor der Herausforderung stehen, wie man sauberes Trinkwasser und saubere Energie sicherstellt und so gleichzeitig die Umwelt schont. Die Fraunhofer-Institute haben dazu Deus 21 entwickelt. Mit diesem technischen System lässt sich Wasser sparen. Aus dem Abwasser kann im Zuge dessen Energie gewonnen werden. Demnach kann in der Stadt der Zukunft das Regenwasser von den Dächern der Häuser aufgefangen und so verarbeitet werden, dass es zum Waschen und Duschen verwendet werden kann.
Und das ist nur ein Beispiel dafür, wie groß die Möglichkeiten und Chancen neuer Technologien für das Stadtbild der Zukunft sind. Norwegens Hauptstadt Oslo, die 2019 zur Umwelthauptstadt Europas gewählt wurde, geht als einer der Vorreiter vor allem in puncto Nachhaltigkeit voran. Die Projekte überzeugen vor allem mit ihren besonderen ökologischen und kulturellen Eigenschaften und Lösungen. Durch das stetige Wachstum ist eine umweltfreundliche Stadtentwicklung nicht wegzudenken. So profitieren nicht nur die Bewohner vom Ausbau des Stadtteils Tjuvholmen, sondern auch die Meeresbewohner: Schalentiere und Fische erfreuen sich an den künstlich angelegten Unterwasserriffen, die Unterschlupf bieten. Oslo hat sich außerdem das große Ziel gesetzt, bis 2030 die Emissionen um 95 % zu senken.
Wie schnell andere europäische Städte den Wandel vollziehen können, wird sich zeigen. Sicherlich geschieht dies nicht von heute auf morgen – doch jeder Schritt in die Richtung einer grünen Stadt mit bedarfsgerechter Mobilität ist ein richtiger.