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17. Jul 2023
/ Germany
Attraktiver ÖPNV ist Schlüssel zur Verkehrswende: Der Verbraucherreport 2023
Die Mobilität der Zukunft muss auch ohne eigenen Pkw möglich sein – dieser Aussage stimmt eine überwältigende Mehrheit der Menschen in Deutschland zu. Das geht aus dem Verbraucherreport 2023 des Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hervor. Gerade in ländlichen Gebieten sind viele Menschen weiterhin vom Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) „abgehängt”. Vollständige Unabhängigkeit vom Individualverkehr kann nur erreicht werden, wenn mehr Menschen von den Mobilitätsangeboten angesprochen werden. Der ÖPNV muss attraktiver werden – doch was bedeutet das überhaupt und wie kann die Mobilität der Zukunft erreicht werden?

Laut der repräsentativen Umfrage des vzbv schätzen die befragten Personen vor allem pünktliche und verlässliche Verkehrsmittel. Fast genauso wichtig sind Transparenz und genaue Informationen bei Störungen und Verspätungen. 87 Prozent gaben zudem an, dass für sie ein einfach verständliches Tarifsystem eine Rolle spielt. Für 85 Prozent zeichnet sich ein attraktiver ÖPNV durch ein vielfältiges Angebot mit einer hohen Anzahl an Abfahrten an den Haltestellen aus. Wie unsere Studie zur öffentlichen Mobilität in Deutschland  von 2021 zeigt, existiert deutschlandweit zwar ein dichtes Netz an Haltestellen. Betrachtet man jedoch die Taktung der Verkehrsmittel, ist ein deutliches Stadt-Land-Gefälle erkennbar: Während fast alle Städterinnen und Städter Zugang zu Haltestellen mit mindestens einer Abfahrt pro Stunde haben, sind knapp 40 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner in ländlichen Gebieten nicht ausreichend an den ÖPNV angebunden.

91 Prozent der Teilnehmenden der vzbv-Studie sehen die Bundesregierung in der Pflicht und fordern höhere staatliche Investitionen in den ÖPNV. Auch Dr. Peter Jakubowski, Leiter der Abteilung Raum- und Stadtentwicklung beim Bundesinstitut für Bau-, Stadt und Raumforschung, appelliert an staatliche Institutionen und fordert „bundesweite Standards und Qualitätskriterien für Angebote und Erreichbarkeit, um den öffentlichen Verkehr noch attraktiver zu machen und ihn besonders in ländlichen Räumen als Alternative zum Auto zu stärken.“ Die Bundesregierung erkennt die Relevanz des ÖPNV an: Sie sieht einen starken ÖPNV als wichtigen Teil der Daseinsvorsorge und hat sich zum Ziel gesetzt, ihn auszubauen und zu modernisieren und die Fahrgastzahlen deutlich zu erhöhen. Im Jahr 2030 sollen die Einwohnerinnen und Einwohner Deutschlands doppelt so oft mit Bus und Bahn unterwegs sein. Um das zu erreichen, muss der ÖPNV laut Koalitionsvertrag folgende Kriterien erfüllen: Er soll möglichst emissionsfrei, barrierefrei, digitalisiert, innovativ und vor allen zugänglich durch bezahlbare Preise sein. Mindeststandards für städtische und ländliche Räume sollen sicherstellen, dass die Anforderungen erfüllt werden. Ein erster Schritt ist das im Mai 2023 eingeführte Deutschlandticket. Weitere Maßnahmen und verbindliche Qualitätskriterien sollen in einem Ausbau- und Modernisierungspakt festgehalten werden, der zwischen Bund und Ländern geschlossen werden soll. Für dessen Entwicklung ist die im Herbst 2023 anberaumte Verkehrsministerkonferenz vorgesehen.

Leistungsfähiger ÖPNV durch Mobilitätsdaten

Für die Mobilität der Zukunft spielen Mobilitätsdaten eine signifikante Rolle. Mit ihrer Hilfe kann das Verkehrsverhalten der Bevölkerung analysiert und Bedarfe vorherbestimmt werden. Damit können Mobilitätsangebote genau zugeschnitten werden, was auch ihre Klimafreundlichkeit erhöht. Allerdings stehen viele Menschen der Weitergabe von persönlichen Daten skeptisch gegenüber. Das zeigt sich auch in der vzbv-Studie: Knapp die Hälfte der Teilnehmenden würden ihre Daten teilen, wenn dadurch der Verkehrsfluss verbessert und die eigene Routenplanung vereinfacht werden würde. 43 Prozent sind zur Weitergabe bereit, wenn dadurch Kosten eingespart werden könnten. Nur ein Viertel der Befragten würde Mobilitätsdaten uneingeschränkt weitergeben. Die Bedenken sind nachvollziehbar – allerdings werden sensible Daten bei der Verkehrsplanung nicht genutzt. Mobilitätsdaten sind anonymisiert und lassen keine Rückschlüsse auf individuelle Personen zu.

Bedeutsamer sind vielmehr jene Wege, die im Alltag zurückgelegt werden. Auf Basis dieser Personenströme kann das Mobilitätsverhalten der Bevölkerung analysiert und neue Mobilitätskonzepte geschaffen werden. Unser Mobility Analytics & Consulting-Team verwendet die Mobilitätsdaten beispielsweise zur Er- und Überarbeitung von Nahverkehrsplänen. Diese beinhalten alle Kriterien, die den ÖPNV in einem Gebiet regeln. Die Daten werden dann dazu verwendet, Abfahrtshäufigkeiten, Positionen von Haltestellen und die Anzahl der benötigten Verkehrsmittel an den wirklichen Bedarf der Bevölkerung anzupassen. Allein die Nutzung bereits vorhandener Mobilitätsdaten kann also entscheidend dazu beitragen, den ÖPNV für alle Einwohnerinnen und Einwohner Deutschlands attraktiver zu machen und die Mobilitätswende voranzutreiben.

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