Laut einer Studie sterben pro Jahr ca. 3500 Menschen in Barcelona und Umgebung an den Folgen der Luftverschmutzung. Städte müssen ihre CO2-Emissionen reduzieren und gleichzeitig widerstandsfähiger gegenüber den extremen klimatischen Bedingungen werden. Um diese Herausforderungen aktiv anzugehen, hat die Stadt einen Plan entwickelt, um eine “Vision der Urbanität” im 21. Jahrhundert zu realisieren: Weniger Autos und mehr Fläche für Fußgänger und Radfahrer. Viele europäische Städte machen es vor und reduzieren den Autoverkehr in ihren Stadtzentren. In der norwegischen Hauptstadt hat die Regierung das Zentrum für Autos komplett gesperrt, London arbeitet daran die Hälfte der Straßen im Stadtkern dauerhaft autofrei zu machen und selbst Madrid kündigte an, nur noch Fahrzeuge der Anwohner das Einfahren in die Innenstadt zu erlauben.
Was sind Superblöcke eigentlich?
Um die Dominanz der Autos in der Stadt zur minimieren und das Gemeinschaftsgefühl der Bürger zu stärken, wurden sogenannte Superblöcke (Superilles) aus vier bis neun benachbarten, autofreien Wohnquartieren in eine Mischnutzungsfläche umgewandelt. Dabei wurden die meisten Straßen in fußgängerfreundliche öffentliche Flächen geändert, in denen sich Bürger auf der Straße frei bewegen können. Jeder Bewohner hat dabei Zugang zu den Superblöcken und kann die Stadt durchqueren, ohne ein eigenes Auto zu benötigen, lästig nach Parkplätzen zu suchen oder stundenlang im Stau zu stehen. Allein Anwohner- und Lieferfahrzeuge dürfen innerhalb des Blocks fahren und müssen sich den Platz mit den Fußgängern teilen und ihre Geschwindigkeit dementsprechend anpassen.
Viel Beton – wenig Grün:
Barcelona hat sich in den letzten Jahrzehnten zum Tourismusmagnet entwickelt. Hier betreten täglich tausende Menschen neben den eigenen Einwohnern (1.6 Millionen) die Stadt, erhöhen die Autodichte und erwärmen damit die Stadt. Die dichtbebaute Metropole hat damit einen besonders starken Wärmeinsel-Effekt und ist meist 3-8 Grad wärmer als das Umland.
Mit der Umwandlung der Wohnquartiere in mittlerweile fünf Superblöcke hat Barcelona den Fußgängern ca. 5000 Quadratmeter Fläche zurückgegeben. Neben der Entstehung von Grünflächen, zum Beispiel in Form von Spiel- und Sportplätzen, werden ebenfalls Radwege ausgebaut. Die Umgestaltung hat außerdem gezeigt, dass dort, wo deutlich mehr Fußgänger und Radfahrer das Straßenbild bestimmen, der Handel in der Nachbarschaft ebenfalls profitiert.
Dieser urbane Wandel in den Großstädten Europas zeigt einen interessanten Trend, für den auch die entsprechende Infrastruktur vorhanden sein sollte. Wenn auf das Auto verzichtet werden soll, dann muss der Mensch Alternativen haben, um sich in der Stadt effizient fortbewegen zu können – beste Voraussetzungen für die flächendeckende Etablierung nachhaltiger, bedarfsgerechter und neuer Mobilitätsformen.