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7. Jan 2019
/ Deutschland
NACHGEFRAGT bei Dr. Mara Cole
Als Koordinatorin der Themenplattform Vernetzte Mobilität des Zentrums Digitalisierung.Bayern fördert Dr. Mara Cole den interaktiven Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit im Kontext von vernetzter Mobilität und Digitalisierung.

Sie unterstützt bayerische Stakeholder beim Ausbau ihrer Digitalisierungskompetenzen und setzt sich bayernweit für Initiativen und Projekte in diesem Themenfeld ein.

Im Interview teilt Dr. Mara Cole mit uns ihre persönliche Vision einer „Mobilität der Zukunft“.

„Mikromobilität und Sharing-Ansätze sind Teil unserer täglichen Fortbewegung und gut mit dem öffentlichen Verkehrsangebot verbunden.“

Frau Dr. Cole, beruflich fördern Sie den interaktiven Dialog von vernetzter Mobilität und Digitalisierung. Welche Mobilitätskonzepte werden aktuell entwickelt und in welchen Formen sehen Sie das größte Potential?

Ich sehe aktuell eine große Kreativität und großes Innovationspotenzial in der Mobilitätsbranche. Sie verändert sich schon seit ein paar Jahren sehr schnell, immer neue Ansätze und Konzepte werden verprobt und manche haben schon heute einen festen Platz in unserem Mobilitätsalltag. Sharing-Konzepte sind ein gutes Beispiel für diesen Wandel. Free floating Carsharing und viele verschiedene Anbieter für Bikesharing gehören mittlerweile zum Stadtbild in größeren Städten. eScooter reihen sich hier seit kurzem ein und es wird nicht mehr lange dauern bis wir Sharing-Ansätze auch bei Mikromobilitätskonzepten sehen. Im Automobilsektor zielen aktuelle Entwicklungen auf eine zunehmende Automatisierung des Autos. Wesentliche Schlagworte in den Strategien aller Automobilhersteller sind Automatisierung, Elektrifizierung, Konnektivität und serviceorientierte Geschäftsmodelle. Im öffentlichen Personenverkehr spielen Mobilitätsplattformen eine immer größere Rolle. Ich sehe sehr großes Potenzial für Anbieter die es schaffen verschieden Verkehrsträger und Ticketing-Systeme über eine Anwendung zugänglich zu machen. Wenn es einer Plattform gelingt auch noch dynamisches Rerouting anzubieten, am besten über alle Verkehrsträger hinweg, wird sie ein großes Marktpotenzial haben.

Ab wann kann man von einer vernetzten Mobilität Ihrer Meinung nach sprechen?

Meiner Meinung nach lässt sich zwischen zwei verschiedenen Arten von vernetzter Mobilität unterscheiden: Zum Einen kann man von vernetzter Mobilität sprechen, wenn verschiedene Elemente des Transportsystems (Mobilitätsteilnehmer, „Transportgefäße“, evtl. auch Infrastruktur) digital miteinander kommunizieren, zum Anderen, wenn sich verschiedene Transportmittel über eine digitale Anwendung zu einer Transportketten verbinden lassen.

Und welche Rolle spielt das Auto dabei?

Das Auto wird auch in Zukunft seine Berechtigung als Teil des Transportsystems haben. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass es langfristig eine Einschränkung in der privaten Nutzung geben könnte und z.B. Mautgebühren, deutlich höhere Parkplatzbepreisung, verschärfte Umweltzonen etc. durchgesetzt werden. Das Auto ist in urbanen Gebieten im Vergleich mit öffentlichem Personen(nah)verkehr sowohl vom Platzbedarf als auch vom Energieverbrauch kein effizientes Transportmittel, bietet aber natürlich hohe Flexibilität und viel Privatsphäre. Besonders in Ballungsgebieten stoßen wir bereits heute an Kapazitätsgrenzen der Straßeninfrastruktur. Shared Mobility und ride pooling sind Ansätze, die im urbanen Umfeld einen Mittelweg zwischen privatem Autobesitz und der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel bieten könnten.

Vernetzt bedeutet in der Regel auch digital. Stellt das auch Hürden für gewisse Personengruppen dar; insbesondere für ältere Menschen oder Menschen, die sich Smartphones schlichtweg nicht leisten können?

Es ist eine zentrale Anforderung, dass im Zuge der Digitalisierung keine Personengruppen diskriminiert werden. Der Verkauf von Fahrscheine oder das Bestellen eines Taxis muss auch in Zukunft am Automaten bzw. per Telefon möglich sein.

Welche persönliche Version einer „Mobilität der Zukunft” verfolgen Sie?

In meiner persönlichen Vision einer Mobilität der Zukunft nutzen wir vorhandene Flächen in der Stadt besser. Wir haben deutlich mehr Platz für Fahrräder und Fußgänger. Mikromobilität und Sharing-Ansätze sind Teil unserer täglichen Fortbewegung und gut mit dem öffentlichen Verkehrsangebot verbunden. Der ÖPNV wird als Rückgrat des städtischen Verkehrs gesehen und sowohl Stadtplanung als auch Verkehrsentwicklung wird auf die daraus resultierenden Bedürfnisse ausgerichtet. Auch motorisierter Individualverkehr hat noch seinen Platz unter den verschiedenen Transportmodi. Besonders im ländlichen Raum oder auf mittleren Distanzen wird der MIV weiterhin dominieren. Umfassende Assistenzfunktionen machen dort das Fahren angenehmer und sicherer und auch eine generelle Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen trägt zu einer Reduzierung der Unfälle bei.

Vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Antworten.

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